Wie gut bist du abgesichert?
Ein Gastbeitrag über die soziale Absicherung von Frauen in der Landwirtschaft der österreichischen Berg- und Kleinbäuer*innenvereinigung
Trotz verschiedener (teilweise hart erkämpfter!) Verbesserungen bei der sozialen Absicherung von Frauen in der Landwirtschaft in den letzten Jahrzehnten und Jahren sind viele Bäuerinnen nach wie vor unzureichend sozial abgesichert. Viele Bäuerinnen beziehen sehr geringe Pensionen und sind dann im Alter finanziell von ihren Ehemännern oder andere Personen abhängig. Hier gilt es insbesondere für Frauen, die aktuell und in den nächsten Jahren in Pension gehen, rasch Übergangslösungen zu schaffen. Grundsätzlich erscheint es vielen Bäuerinnen ungerecht, nach einem langen harten Arbeitsleben eine Pension von wenigen hundert Euro zu beziehen. Die Frage der niedrigen Pensionen (für Bäuer_innen und andere Berufsgruppen) muss gesamtgesellschaftlich diskutiert werden.
Aber auch Frauen (und Männer), die im Rahmen von neuen Betriebsformen wirtschaften oder sich z.B. in der Probezeit für eine außerfamiliäre Hofübergabe befinden, haben oft Schwierigkeiten mit der sozialen Absicherung. Es braucht Offenheit und Verständnis von Berater_innen für neue Organisationsformen, gute Beratung auch für unkonventionelle Fälle (z.B. in Form von bundesländerübergreifend arbeitenden Spezialisten) aber auch die Schaffung angepasster Versicherungsmöglichkeiten.
Manche Frauen in der Landwirtschaft fühlen sich mangelhaft informiert über ihre verschiedenen Optionen zur sozialen Absicherung. Zu manchen Themen mangelt es ihnen an übersichtliche Informationen (im Internet) oder anonyme Auskunft über mögliche Varianten. Scheinbar ist die Abschätzung, welche Option in welchem individuellen Fall zu empfehlen ist oft sehr komplex, sodass dies nur für den Einzelfall möglich ist. Andererseits könnten gut aufbereitete „Musterfälle“ im Internet den Bäuer_innen eine erste Abschätzung ermöglichen (z.B. zum Thema „Optieren“), sodass sie dann gezielter Informationen einholen können.
Über die Möglichkeit des „Pensionssplitting“, das einen Ausgleich z.B. zwischen besserverdienenden Männern und ihren Ehefrauen schafft, sollte viel intensiver informiert werden. Weiters finden wir es wichtig, dass Frauen sich damit beschäftigen, wie sie sich für den Trennungsfall absichern können.
Die ÖBV empfiehlt grundsätzlich, sich frühzeitig für die eigene soziale Absicherung und die eigene Pension zu interessieren! Es gilt, die Möglichkeiten zu nutzen, die sich für den Erwerb von Versicherungszeiten und (besseren) Pensionsansprüchen bieten.
Inhaltsverzeichnis
- Zugang zu Informationen zur sozialen Absicherung
Zu wem gehen mit welcher Frage? - Berechnung der Beitragsgrundlage – Pauschales System versus Beitragsgrundlagenoption („Optieren“)
Geringes Einkommen und hohe SV-Beiträge
„Optieren“: Geringe SV-Beiträge, geringe Pensionen
„Optieren“ erst ab 3.800 Euro Einheitswert?
Mindest- und Höchstbeitragsgrundlagen im pauschalen System: Große Betriebe – gedeckelte Beiträge
Über die Landwirtschaft vollversichern – ja oder nein? - Pensionen
Niedrige Pensionen für Bäuerinnen
Ein Unikum der Landwirtschaft – Das fiktive Ausgedinge
Ausgleichszulage – selten für Bäuerinnen
Welche Entscheidungsmöglichkeiten mit niedriger Pension?
Früh genug mit der eigenen Pension beschäftigen!
Mehr Infos zu Pensionssplitting! - Und im Trennungsfall?
- Unfallversicherung für freiwillige Helfer_innen
- Außerfamiliäre Hofübergabe
- Neue Hof- und Betriebsformen, Gemeinschaftshöfe
- Zusammenlegung zur SVS
- Zwischenergebnisse und Ausblick
Das gesamte Diskussionspapier steht rechts im Infokasten als Download bereit.