Möglichkeiten zum Berufseinstieg
Lebenswerke weitergeben – Lebenswerke neu beginnen
Sie überlegen schon länger das Berufsbild der Landwirt*in zu erlernen oder sich weiter zu bilden? Auf dieser Seite finden Sie alles zum Thema Berufseinstieg in die Landwirtschaft. Von Bildungsangeboten, über Praktika und Mitarbeit.
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Wie werde ich Bäuerin oder Bauer?
Bevor Sie sich für den großen Schritt Hofübernahme entscheiden, sollten Sie sich der Konsequenzen für sich und Ihre Familie bewusst sein. Wer einen landwirtschaftlichen Betrieb übernehmen will, ist meist mit viel Motivation und einer großen Portion Idealismus ausgestattet, sollte aber angesichts der Herausforderungen die Bodenhaftung und den Realitätssinn nicht verlieren.
Für langfristige Freude am Beruf sind zudem Risiko- und Leistungsbereitschaft, Entscheidungsfreudigkeit und Lösungsorientierung wichtige persönliche Voraussetzungen. Sich den Tag frei einzuteilen ist für viele ein großes Plus am Beruf Landwirt*in, setzt aber auch die Fähigkeit voraus, die Zeit sorgfältig zu strukturieren, Tätigkeiten im Voraus richtig zu planen, für Arbeitsspitzen Mithelfende einzuplanen, Familienmitglieder oder Personal zu koordinieren und zu motivieren.
Mit der Selbstständigkeit geht eine große Verantwortung für Organisation und Zukunft des Betriebes und der eigenen Existenz einher. Neben den familiären und persönlichen Voraussetzungen sind eine gute landwirtschaftliche Ausbildung und Berufspraxis die Grundlage für eine erfolgreiche Hofübernahme. In Österreich gibt es ein großes Angebot an Aus- und Weiterbildungsangeboten im landwirtschaftlichen Bereich. In den letzten Jahren wurde der Fokus vermehrt auf Persönlichkeitsentwicklung und unternehmerisches Denken und Handeln gesetzt.
Ausbildung für zukünftige Bäuerinnen und Bauern
Mit der Ausbildung an einer Land- und forstwirtschaftliche Lehrlings- und Fachausbildungsstelle (LFA) wird ein land- oder forstwirtschaftlicher Beruf erlernt. Die Berufsliste umfasst aktuell 15 Lehrberufe:
- Landwirtschaft
- Ländliches Betriebs- und Haushaltsmanagement
- Gartenbau
- Feldgemüsebau
- Weinbau
- Obstbau
- Molkerei- und Käsereiwirtschaft
- Pferdewirtschaft
- Fischereiwirtschaft
- Geflügelwirtschaft
- Bienenwirtschaft
- Forstwirtschaft
- Forstgartenwirtschaft
- Landwirtschaftliche Lagerhaltung
- Biomasse und Bioenergie
Die reguläre Ausbildungsdauer beträgt drei Jahre. Bei Vorliegen anrechenbarer Ausbildungszeit kann sie verkürzt werden. Die Dauer einer „Anschlusslehre“ für jene Personen, die bereits einen anderen land- und forstwirtschaftlichen Beruf erlernt haben, umfasst ein bis zwei Jahre.
Neben einer klassischen Lehre gibt es die Möglichkeit eines Facharbeiter*innenkurses im zweiten Bildungsweg, die Bauern- und Bäuerinnenschule. Das Stundenausmaß wurde nach einer Reform 2020 auf 500 Stunden erhöht, sie kann in einem Jahr geblockt oder zweijährig absolviert werden.
Darauf aufbauend gibt es Meister*innenkurse. Der Meister*innenbrief stellt die höchste Stufe der land- und forstwirtschaftlichen Berufsausbildung dar. Eine Meister*innenausbildung kann nach der Facharbeiter*innenprüfung begonnen werden und wird in allen oben genannten Lehrberufen angeboten. Vermittelt werden wichtige Kompetenzen im Fachbereich, im unternehmerischen Handeln, sowie rechtliche und persönlichkeitsbildende Inhalte. Mit dem Meister*innenbrief erwirbt man auch die Berechtigung zur Lehrlingsausbildung und zur Inanspruchnahme verschiedener Förderungen.
Zuständig für die Meister*innenausbildung sind die Land- und forstwirtschaftlichen Lehrlings- und Fachausbildungsstellen an der Landwirtschaftskammer des jeweiligen Landes.
Land- und forstwirtschaftliche Fachschulen
Die österreichweit 96 land- und forstwirtschaftlichen Fachschulen zählen zu den berufsbildenden mittleren Schulen und fallen in die Kompetenz der Länder in Kooperation mit dem Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (BMLFUW). Die Dauer beträgt je nach Fachrichtung zwei bis vier Jahre.
Viele Schulen bieten Ausbildungen im zweiten Bildungsweg an.
Sie setzen häufig eine abgeschlossene Berufsausbildung als Aufnahmebedingung voraus. Diese Schulen bieten nach einer außerlandwirtschaftlichen Berufsausbildung eine landwirtschaftliche Qualifikation an. Einen umfassenden Überblick über das agrarische Bildungsangebot in Österreich finden Sie auf der Seite des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus.
Universitäre Ausbildung
Die Universität für Bodenkultur in Wien bietet Bachelor-, Master- und Doktoratsstudien an. Für Existenzgründer*innen sind besonders die Bachelorstudiengänge Agrarwissenschaft und Forstwissenschaft, sowie zahlreiche vertiefende Masterstudiengänge, wie z.B. Agrar- und Ernährungswirtschaft, Nutzpflanzen- und Nutztierwissenschaften oder Önologie interessant.
Die Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik in Wien bildet die Lehrerinnen und Lehrer für land- und forstwirtschaftliche Schulen sowie für berufsbildende Schulen in Umweltfächern aus. Sie qualifiziert außerdem für die agrarische Beratung und für sogenannte green jobs. Neben den Fächern Agrar- und Umweltpädagogik bietet die Hochschule eine Reihe weiterer Spezialisierungs- und Hochschulkurse an, z.B. Gartentherapie, Erwachsenenbildung, Wildkräuter- und Arzneipflanzenkunde.
Weitere interessante Bildungsangebote für den Neueinstieg
Das ländliche Fortbildungsinstitut (LFI) ist das größte ländliche Fortbildungsinstitut für Erwachsenenbildung in Österreich und bietet eine breite Palette an Kursen, v.a. auch für junge Bäuerinnen und Bauern, an.
Das ländliche Fortbildungsinstitut (LFI)
Das ländliche Fortbildungsinstitut (LFI) leistet mit jährlich 14.000 Kursen einen wichtigen Beitrag zur Erwachsenenbildung im ländlichen Raum in Österreich. Das LFI besteht seit 1972 als gemeinnütziger Verein mit dem Ziel, die Weiterbildung im ländlichen Raum zu fördern und wird von den Landwirtschaftskammern und weiteren landwirtschaftlichen Organisationen getragen.
Das diverse Bildungsangebot des LFI umfasst die gesamte Palette der für die Führung eines land- und forstwirtschaftlichen Betriebes nötigen Fachbereiche. Eine zentrale Rolle kommt den LFI-Zertifikatslehrgängen zu.
Diese sind modular aufgebaute Lehrgänge mit mindestens 80 Stunden Dauer und mit einem obligatorischen Persönlichkeitsbildungs-Modul. Interessant für Neueinsteiger*innen sind z.B. die Kurse oder Seminare „Hofübergabe – Hofübernahme“, „Einführungskurs biologische Landwirtschaft“ und „Mein Betriebskonzept“. Auf der Website des ländlichen Fortbildungsinstitutes finden Sie einen Überblick über das aktuelle Angebot.
Weitere Weiterbildungsanbieter
- Arche Noah: https://www.arche-noah.at/kalender/kurse-und-seminare
- Bio-Austria: http://www.bio-austria.at/bio-bauern/beratung/
- Demeter Österreich: http://www.demeter.at/
- ÖBV – Via Campesina Austria: http://www.viacampesina.at/
- ÖKL – https://oekl.at/
Praktikum
Viele unterschiedliche Betriebe bieten mit einem Praktikum die Möglichkeit an, fundierte Arbeitserfahrung in der Landwirtschaft zu sammeln. Vom Kennenlernen verschiedener Betriebszweige und Arbeitsschritte bis zum Umgang mit unterschiedlichen Gerätschaften und Maschinen können Interessierte praktisches Wissen erwerben und erweitern.
Praxiserfahrungen sammeln
Eine mehrjährige landwirtschaftliche Praxis wird bei der Gründung eines Betriebes dringend empfohlen! Neben Anzeigen auf diversen regionalen Jobbörsen und in landwirtschaftlichen Magazinen gibt es spezialisierte Portale, welche bei der Suche nach einem Praktikum helfen. Es ist hilfreich, verschiedene Höfe kennenzulernen, um das für sich passende Betätigungsfeld zu finden.
Ein längeres Praktikum oder Arbeitsverhältnis auf einem Betrieb kann im Glücksfall vielleicht sogar die Basis zu einer späteren Hofübergabe darstellen, weil sie den Beteiligten die Möglichkeit bietet, sich kennenzulernen und gegenseitig Vertrauen aufzubauen.
- Praktika im Bio-Bereich über WWOOF
- Landwirtschaftliches Auslandspraktikum über die Landjugend
Betriebsführung und Mitarbeit
Landwirtschaft ist Berufung und Beruf. Wer den Beruf ausüben möchte, kann auch als angestellte/r Betriebsführer*in oder Mitarbeiter*in in die Landwirtschaft einsteigen, um Erfahrungen zu sammeln.
Oft werden Betriebe im Eigentum von Stiftungen, Unternehmen, der Kirche, oder Privaten von eigenständig handelnden Betriebsführer*innen oder Mitarbeiter*innen geleitet. Die Anstellung als Betriebsführer*in oder Mitarbeiter*in kann ein regelmäßiges Einkommen bedeuten, ein überschaubares unternehmerisches Risiko und mehr Flexibilität.