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Lebenswerke weitergeben – Lebenswerke neu beginnen

Der Prozess der Hofnachfolge oder Kooperationsgründung ist eine sehr komplexe Angelegenheit auf vielen Ebenen. Gute Lösungen für rechtliche und finanzielle Herausforderungen zu finden, ist nur möglich, wenn die menschliche Ebene passt. Wenn sich die Beteiligten ihrer eigenen Vorstellungen bewusst sind und diese ehrlich kommunizieren, kann das gut gelingen.

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Außerfamiliäre Hofnachfolge

Viele Sichtweisen – Übergeben und Übernehmen 

Haben Sie erst mit der Suche nach einem Hof begonnen? Oder sind Sie seit kurzem auf der Suche nach Hofnachfolger*innen? Dann kennen Sie die Akteur*innen noch gar nicht, die mit Ihnen an der Hofübergabe beteiligt sein werden. Gut, dass man gar nicht früh genug damit beginnen kann, sich mit der menschlichen Seite des Themas Hofübergabe zu beschäftigen.

Jede Hofübergabe ist stark emotional behaftet, weil es um ganz existenzielle Themen geht. Für die, die ihren Hof übergeben, kann es die jahrelange Verbundenheit mit dem Betrieb sein, die viele Zeit, das Herzblut, das man investiert hat, der Verzicht auf andere Möglichkeiten im Leben. Eigene Sorgen und Wünsche, Erwartungen anderer Familienmitglieder, gute oder schlechte Erfahrungen. Für Personen, die einen Hof suchen, sind Träume mit der Hofübergabe verbunden, Vorstellungen der eigenen Zukunft, vielleicht auch Enttäuschungen über gescheiterte Versuche und die Hoffnung, für sich und die Familie einen guten Platz zum Leben und Arbeiten zu finden.

Außerfamiliäre Hofnachfolge
Kooperationen für Betriebsgemeinschaft
Außerfamiliäre Hofnachfolge

Wer ist beteiligt?

Für Sie als Hofübernehmende oder Gründer*innen einer Hofkooperation beginnt mit der Übernahme ein neuer Lebensabschnitt. Sie sind voller Tatendrang und Ideen und schmieden Pläne für den Hof. Damit der Betrieb Existenzgrundlage für Sie, Ihre Familie und/oder Gemeinschaft sein kann, ist eine Übernahme ohne Schulden und Lasten wünschenswert.

Für alle, die ihren Hof übergeben wollen, ist es wichtig, dass ihr Lebenswerk und ihre Leistungen respektiert und anerkannt werden. Durch die lange Zeit am Betrieb haben sie viele Weichen für die Zukunft gestellt und oft konkrete Vorstellungen, wie der Hof weiter bewirtschaftet werden soll. Den Betreffenden steht nach einem arbeitsreichen Erwerbsleben eine angemessene Absicherung des Lebensabends zu.

Den Erb*innen, die ihre Kindheit am Hof verbracht haben, kann eine Hofübergabe emotional sehr nahe gehen. Wenn sie den Hof nicht erben, kann es dennoch ihr Ziel sein, eine angemessene Abfindung zu bekommen und eine gute Lösung mit ihren Eltern zu finden.

Gibt es weitere Beteiligte? Überlegen Sie, welche Personen noch von Ihren Entscheidungen betroffen sind, z.B. neue/r Partner*in, Geschwister, Eltern und Schwiegereltern usw.

Was ist fair?

Die Akteur*innen einer Hofübergabe: Hofübergeber*innen, Hofübernehmer*innen und Erb*innen – starten mit unterschiedlichen Vorstellungen und Erwartungen. Ein respektvoller Umgang mit diesen unterschiedlichen Vorstellungen ist im Prozess der Entscheidungsfindung Voraussetzung.

Was ist fair? Jede beteiligte Person hat unterschiedliche Erfahrungen und Ziele und würde diese Frage anders beantworten. Es gilt, einen Weg zu finden, den alle gehen wollen, eine Lösung, zu der die Beteiligten “Ja” sagen können. Die Nutzung von Beratung und Betreuung im Prozess ist empfehlenswert, damit alle Stimmen gehört werden und neue Sichtweisen entstehen können.

Grundlegende Informationen finden sich auch in der sehr lesenswerten Broschüre “Ausserfamiliäre Hofübergabe” der Landjugend, die in Kooperation mit Perspektive Landwirtschaft entstanden ist. Sie kann gerne hier heruntergeladen oder als Druckexemplar bei der Landjugend bestellt werden.

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Kooperationen für Betriebsgemeinschaft

Tipps und Tricks für’s erste Kennenlernen?

Das erste Kennenlernen ist eine aufregende Angelegenheit für alle Beteiligten. Sie haben sich schon im Vorfeld mit den eigenen Wünschen und Erwartungen beschäftigt. Einige Punkte sind Ihnen besonders wichtig, diese muss das Gegenüber mitbringen, bei anderen sind Sie vielleicht flexibel – jeder Mensch ist anders und nun werden Sie die Wünsche und Erwartungen der anderen Seite kennenlernen. Der Selbstcheck, den Sie wahrscheinlich schon gemacht haben, kann auch jetzt beim Kennenlernen unterstützen: Häufig wird er als Leitfaden für ein erstes Gespräch genutzt, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede abzugleichen. Unterschiede müssen noch kein No-Go sein, sie können sogar Anlass für bereichernde Gespräche sein.

Wenn es Ihnen schwer fällt, fremde Menschen am Betrieb zu empfangen, kann auch ein neutraler Ort als erstes Treffen gewählt werden, wie ein Gasthaus in der Umgebung. Geht man die Suche nach einer Hofnachfolge oder eine*r Kooperationspartner*in alleine an, kann man eine Vertrauensperson oder gerne auch jemanden von Perspektive Landwirtschaft hinzuziehen, um über die Eindrücke zu reden.

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Probezeit

Ein erstes Kennenlernen hat bereits stattgefunden, man ist sich sympathisch und kann sich vorstellen, eine Probezeit einzugehen. In dieser Phase ist es wichtig, dass die Beteiligten sich mit ihren Erwartungen und Wünschen, mit denen sie den Prozess der Hofübergabe begonnen haben, auseinandersetzen und überprüfen, inwieweit diese umsetzbar sind. Als hilfreiche Informationsquelle hat sich dabei die Probezeit bewährt. Während dieser Zeit ist abzuklären, wie das gemeinsame Bild des zukünftigen Hofes aussieht und in seiner Wohnform, im Zusammenleben und in der Bewirtschaftungsform ausgestaltet ist. In der Probezeit soll das gemeinsame Wohnen und Arbeiten am Hof im Alltag erprobt werden, um zu sehen wie das gemeinsame Leben funktioniert. Alle Beteiligten profitieren davon, wenn diese Themen so früh wie möglich angesprochen werden. Auch hier empfiehlt es sich, Unterstützung von außen zu holen. Wir empfehlen der Probezeit ausreichend Zeit einzuräumen (als Richtwert ca. 1 Jahr) und vertragliche Abmachungen nicht zu überstürzen.

Vom Wohnen und Zusammenleben

Abgesehen von sozialen, rechtlichen und finanziellen Belangen sind vor einer Hofübergabe die räumlichen Möglichkeiten zu klären. Die grundsätzliche Frage ist, ob man als Hofübergeber*in am Betrieb weiterhin wohnen oder wegziehen möchte. Hier scheiden sich die Geister: Für die einen ist es klar, dass man auch den Lebensabend am Hof verbringt. Für die anderen bedeutet die Hofübergabe einen Neustart mit einem Umzug oder dem Bau eines Ausgedinges. Zunächst kann es hilfreich sein, das Bestehende zu sichten. Wer wohnt derzeit wo, wie viel Platz ist vorhanden, kann eine Wohneinheit abgetrennt, verändert oder ausgebaut werden? Hof, Garten und Stiegenhaus können Räume der Begegnung sein. Wieviel Nähe tut mir gut, wie viel Privatsphäre brauche ich?

Für die Hofnachfolge ist es wichtig zu wissen, ob es bereits Wohneinheiten am Hof gibt und wie sie räumlich organisiert sind. Zudem kann es von Interesse sein, ob eine zusätzliche Wohneinheit in Planung ist oder bebaut werden darf. Der Wunsch nach Kontakt und Nähe im gemeinschaftlichen Zusammenleben am Hof ist verständlich und naheliegend. Die Erfahrungswerte vergangener Hofübergaben haben gezeigt, dass vor allem getrennte Wohnmöglichkeiten ein hohes Maß an Lebensqualität für alle Beteiligten bringt. Das Konfliktpotenzial ist bei sehr engem Zusammenleben höher, weil es viel Reibungsfläche gibt, das sollte bei dieser Entscheidung beachtet werden.

Auch für Hofgemeinschaften oder Kooperationen tun sich bei der Gestaltung des gemeinsamen Wohnens am Hof Fragen auf: Wie sieht ein gutes, gelungenes Zusammenleben für alle Beteiligten am Hof aus?  Wie kann es mit den gegebenen Rahmenbedingungen ermöglicht werden? Wie viel Freiraum braucht jeder und wo sind gemeinsame Räume wichtig? Ein Leben in der Gemeinschaft bedeutet auch, sich immer wieder zu fragen, wieviel Nähe oder Abstand brauche ich und die eigenen Bedürfnisse mit dem Gegenüber zu besprechen.

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Im Gespräch bleiben

Wir haben unseren Hof nun abgegeben und die Hofnachfolge ist gesichert. Wie geht es jetzt weiter? Wie bleiben wir in Kontakt? In dieser letzten Phase ist es wichtig nicht zu vergessen, auch das Miteinander zu organisieren und abzusprechen. Halten Sie den Kommunikationsraum für Wünsche, Anliegen, Unterstützung und Hinweise offen, wenn das von beiden Seiten gewollt ist. Vielleicht Leben Sie zusammen auf dem Hof und es gibt getrennte Wohneinheiten. Welche gemeinsamen Routinen und Rituale möchten sie in Zukunft miteinander teilen?

Das könnte hin und wieder ein gemeinsames Abendessen sein oder auch regelmäßige Gespräche, in der Erfahrungen ausgetauscht werden können. Es gibt viele Möglichkeiten das Miteinander zu pflegen, auch wenn der Hof gänzlich in die Nachfolge übergeht. Sprechen Sie sich ab und finden Sie die Kontaktform und Regelmäßigkeit, die zu ihnen passt. Kein Hof ist gleich und damit auch seine Geschichte nicht.

Perspektive Landwirtschaft_Credits Magdalena Aigner
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Wo finde ich Rat in persönlichen und sozialen Belangen?

Vom Bäuerlichen Sorgentelefon bis zu „humorvollen Betrachtungen von ernsten Angelegenheiten“ des landwirtschaftlichen Forschungsinstituts reicht das Beratungsangebot in psychologischen und sozialen Aspekten der Hofübergabe.

  • Das Bäuerliche Sorgentelefon (Link: https://www.lebensqualitaet-bauernhof.at/) (Lebensqualität Bauernhof) kann jederzeit in Anspruch genommen werden, MitarbeiterInnen unterstützen die Beteiligten speziell bei zwischenmenschlichen Belangen, aber auch bei rechtlichen Fragen. Beteiligte können mit Expert*innen über ihren Sorgen, Ängsten und anderen Anliegen sprechen. Unter der Nummer 0810 676 810 ist das bäuerliche Sorgentelefon von Montag bis Freitag von 8.30 bis 12.30 erreichbar.
  • Vorträge bieten den Beteiligten einen Einblick in die Hofnachfolge und das Leben am Hof. Angebote wie der Vortag „Heitere Betrachtungen von ernsten Angelegenheiten“ (LFI), sowie das „Die Miststücke – Ein Bäuerinnenkabarett“ machen die Beteiligten mit Humor auf die Tücken des Lebens auf dem Hof aufmerksam.
  • Im Zuge des Bäuerinnenstammtisches oder der Bäuerinnen-Tage finden Vorträge zu verschiedenste Themen statt.
  • “Mein Hof – Mein Weg” (Link: https://meinhof-meinweg.at/at/) bietet innovativen Betriebskonzepten und spannenden Ideen die auf landwirtschaftlichen Betrieben in Österreich umgesetzt wurden eine Plattform – sehr zu empfehlen.
  • Weitere Vorträge, wie „Gut übergeben – gut zusammen leben“ beleuchten speziell die sozialen Aspekte.
    Das Krisenpräventions und -beratungsteam wird in Niederösterreich über „Lebensqualität Bauernhof“ angeboten. Das Team bestehend aus drei Berater*innen unterstützt dabei, Krisensituationen zu analysieren und Lösungen zu finden.
  • Zukunft Bauernhof (Link: https://www.zukunft-bauernhof.at/) Leben – Lieben – Arbeiten: Team von Personen aus Beratung, Mediation, Lebens- und Sozialberatung, Psychotherapie, sowie Juristinnen und Juristen; Unterstützung von bäuerlichen Familien in schwierigen Lebenssituationen
Hofübergebende - Paar im Feld

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Häufige Fragen (FAQ)