Die Hofsuche – Ein Erfahrungsbericht

Die Suche nach einem eigenen Betrieb ist nicht immer einfach. In diesem Beitrag möchten wir deshalb den Stimmen eines hofsuchenden Paares Raum geben, die über Ihre Erfahrungen einer Hofübernahme, die nie stattgefunden hat, teilen möchten. Denn man sollte nicht nur über gelungene Beispiele der außerfamiliären Hofübergabe sprechen.

Foto: Perspektive Landwirtschaft

Euphorisch sitzen wir am Balkon von unserer kleinen Wohnung in Wien und genießen die Sonnenstrahlen, ein Steckbrief soll es werden. Eine Zusammenfassung über unser Leben und eine Vorstellung von unserer Zukunft. Ein Hof soll es sein, lange Gespräche und viele Stunden der Überlegungen haben zu diesem Entschluss geführt. Frische Luft, saftiges Grün, Tiere, der Geruch von getrocknetem Heu und all die idyllischen Bilder. So sehen unsere Vorstellungen aus, würde man glauben.

Wir sind beide weichende Erben von landwirtschaftlichen Betrieben und kennen die Seiten der Landwirtschaft, sei es das Zusammenleben in der Großfamilie, die Arbeit bei jedem Wetter oder die Sorgen um erkrankte Tiere. Trotzdem sind wir uns sicher, wir wollen es und können es schaffen. Gesagt getan ging es eigentlich ganz schnell. Der Steckbrief ist online, nun können wir auch alle Beiträge von Hofübergebenden sehen. Spannend welche Betriebe es gibt, leider vieles außerhalb unserer „Zone“ wir haben uns im Vorfeld gewisse Abgrenzungen gesteckt damit wir ein möglichst realistisches Ziel verfolgen können. So schöne Höfe und tolle Betriebe gibt es, vielleicht möchten wir doch weiterweg ziehen? Nochmal alles überdacht: Nein, so schön es auch wäre, es fühlt sich nicht ganz richtig an. Also wieder zurück, wir üben uns in Geduld, es sollte aber gar nicht so lange dauern. Da, endlich ein Betrieb der für uns passen könnte.

Das erste Kennenlernen steht an. Was bringt man eigentlich zum ersten „Besuch“ mit? Welche Fragen dürfen und welche sollen gestellt werden? Wie können wir uns richtig vorbereiten? Phu, ganz schön viele Fragen. Wir kommen auf Besuch und entscheiden uns einen frisch gebackenen Kuchen mitzubringen. Das Gespräch verläuft sehr gut, wir alle sind sehr nervös und wissen nicht so recht über was wir reden sollen. Trotzdem bleiben wir einige Stunden und wir lernen uns etwas näher kennen. Alle sind der Meinung die Chemie stimmt. Nach ein paar Wochen Bedenkzeit für beide Seiten und ein paar Telefonaten inzwischen entschließen wir gemeinsam das Projekt zu starten. Von großem Vorteil sind auch die getrennten Wohnmöglichkeiten, diese geben beiden Seiten die notwendige Privatsphäre. Die ersten Monate verlaufen gut, alle fühlen sich wohl mit der neuen Situation.

Aber wie soll es jetzt konkret weitergehen? Wir als Paar sprechen sehr viel darüber und machen uns verschiedenen Gedanken. Grundsätzlich ist der Kontakt sehr gut aber bei Themen, die die zukünftigen Schritte hin zur Hofübernahme betreffen, wird alles auf die lange Bank geschoben. Einige Monate ignorieren wir diese Tatsache, immerhin geht es hier um das ganze Hab und Gut und es sollten keine voreiligen Entschlüsse gefasst werden. Trotzdem fehlt uns langsam irgendwie die Sicht auf die Zukunft. Nach einigen Versuchen über das weitere Vorgehen zu sprechen, kommen wir endlich einen Schritt weiter, wir sollen doch bleiben ist die Quintessenz. Ok nochmal alle Tatsachen auf den Tisch, entweder wir lassen uns voll darauf ein oder wir müssen jetzt die Bremse ziehen. Wir entscheiden uns zu bleiben.

Ein paar nette Monate sollten es noch werden. Wir finden uns gut ein, die ersten selbst produzierten Produkte werden verkauft und alles scheint wunderbar zu funktionieren. Großartig, wir sind zufrieden es sieht so aus als könnte das ganze Projekt richtig gut werden. Leider nein, als alles immer konkreter zu werden scheint, wird’s komisch. Der Kontakt wird immer weniger, eigenartige Ausreden warum ein Treffen nicht stattfinden kann, Einladungen werden ständig ausgeschlagen. Wir beginnen an uns zu zweifeln und alle letzten Treffen Revue passieren zu lassen, was haben wir falsch gemacht? Was könnten wir gemacht haben was jetzt auf einmal nicht mehr in Ordnung ist. Wir suchen das Gespräch, möchten wissen was los ist. Keine Chance eine richtige Ansage zu bekommen, auch das Angebot das ganz mit einem oder einer Mediatorin begleiten zu lassen wird abgelehnt. Aber wir „könnten doch eh bleiben“ wird immer wieder betont. Weitere Dinge werden nicht mehr besprochen. Möchten wir an einem Ort bleiben an dem wir uns eigentlich ganz und gar nicht mehr wohl fühlen? Wie soll es nun weitergehen, immerhin haben wir Wohnung und Job aufgegeben?

Wir sind gegangen und können nun auf diese Zeit entspannt zurückblicken, wir haben einiges für uns gelernt und trotzdem Fuß gefasst. Obwohl die Hofübernahme nicht funktioniert hat war es für uns doch eine Möglichkeit unserem Traum ein Stück näher zu kommen. Für uns hat sich nun eine andere Möglichkeit ergeben und wir sind sehr glücklich damit.

Dieser Beitrag wurde von einem anonymen hofsuchenden Paar verfasst. Danke an dieser Stelle an M. und J. für eure Erfahrungen!